Aktion INKLUSIVES Leben


Wir sind am Scheitelpunkt angekommen

 

Wird ein behindertes Kind geboren, bricht im ersten Moment eine Welt zusammen. Die Eltern und die ganze Familie werden vor große Herausforderungen gestellt. Doch begreift man schnell, dass die Liebe zu dem Kind eine ganz außergewöhnliche Liebe ist. Ohne uns wäre es völlig hilflos, wir als Eltern müssen sämtliche medizinischen Versorgungen und Möglichkeiten ausschöpfen, alle erdenklichen Fördermaßnahmen ergreifen, verschiedenste bürokratische Hürden überwinden, einen Schwerbehindertenausweis beantragen, wir müssen uns mit dem medizinischen Dienst auseinandersetzen und vieles Mehr. Ist unser Kind dann in einer Fördereinrichtung untergekommen, geht erst mal alles seinen Weg und wir können ein wenig durchatmen, weil unser Kind fürs erste seinen Platz gefunden hat.

 

Doch schneller als gedacht geht die Schulzeit vorbei und wir stehen an einem Scheitelpunkt. Genau an diesem Punkt stehen wir nun auch mit unseren Jugendlichen.

 

Aschaffenburg ist HEIMAT

 

Unsere Kinder sind in Aschaffenburg geboren, jeder mit seiner eigenen Geschichte. Auch ihre Behinderungen sind ganz unterschiedlich, doch alle sind mit Aschaffenburg auf ihre ganz spezielle Art verbunden. Die einen können selbständig mit dem Bus in die Stadt fahren, sei es zum Shoppen gehen oder um die Vorlesestunde in der Bücherei zu besuchen, sie spielen Fußball in ihrem Verein, besuchen gerne die Museumsnacht, das Stadtfest oder den Hypolauf. Die anderen gehen gerne im Schönbusch spazieren und genießen eine Bootsfahrt. Doch alle besuchen gerne das Volksfest oder das Kino. Die Stadt Aschaffenburg hat gerade für junge Menschen viel zu bieten, wir als Familien verbringen hier viel Zeit, kennen fast jeden Winkel und fühlen uns wohl. Deshalb ist Aschaffenburg  „UNSERE HEIMAT“.

 

 

Wir sind bereit für das Leben

 

Und jetzt, nachdem die Schulausbildung fast beendet ist, stellt sich die große Frage wie und wo können unsere Kinder weiterleben. Haben sie die Möglichkeit auf einen Wohnplatz hier in ihrer Heimat? Vielen betroffenen Eltern ist nicht bekannt, dass sie für ihre Jugendlichen bereits um Jahre im Voraus, eine Wohnplatzsuche anmelden müssen, wenn sie diesen Weg für ihre Kinder anstreben. Viele von uns warten über Jahre auf einen freien Heimplatz. Und ob dieser dann immer lebenswert ist?

 

Neue geeignete Wohnheime, größere Wohngruppen oder alternative Wohnformen sind in der Stadt Aschaffenburg und näheren Umgebung, nicht geplant. Die zuständigen Stellen in Aschaffenburg zeigen Verständnis für die Problematik, sehen aber keinen Handlungsbedarf, obwohl es lange Wartelisten gibt. Und auch in der Zukunft wird der Bedarf an Wohnungen für behinderte Menschen enorm in die Höhe schnellen. Auch alternative Wohnformen gibt es hier im Landkreis keine, obwohl es überall im Bundesland tolle, integrative, individuelle Wohnprojekte gibt. Da haben wir in Aschaffenburg ein großes Defizit.

 

 

 

Die ZUKUNFT entsteht durch die Taten von HEUTE

 

 

Wir die Eltern setzen uns mit Nachdruck dafür ein, dass unsere Kinder in Aschaffenburg eine Zukunft finden. Auch als Menschen mit Handicap. Sie sollen die Möglichkeit auf eine passende Wohnform bekommen, in der sie so selbständig wie möglich leben können, mit der Betreuung die sie benötigen.

 

Auch beim Thema Arbeit muss sich hier in Aschaffenburg noch viel entwickeln. Jeder von unseren jungen Erwachsenen hat seine Stärken und er sollte auch die Möglichkeit haben zu wählen, in welchem Arbeitsbereich er tätig sein möchte.

 

Wir wollen erreichen, dass die Gesellschaft von Aschaffenburg auf die Probleme unserer Behinderten aufmerksam wird. Mehr Toleranz und Offenheit ist gefragt. Damit unsere Beeinträchtigten ein besseres Leben haben in Aschaffenburg und nicht nur am Rande.